Vereinschronik
des Sportclub SC 1885 Huckarde-Rahm
Und wieder war es ein reiner Männerverein, als der erste Turnverein in Huckarde gegründet wurde – wie schon zuvor der Bürgerschützenverein (1761), der Katholische Jünglingsverein (1860), der Knappenverein (1877) und der Männergesangsverein (1879).
Als in Hamburg 1816 der erste deutsche Turnverein gegründet wurde, hatte Huckarde etwa 320 Einwohner. Jetzt, 1885, waren es 2600 Einwohner. Platz genug also für einen weiteren Verein und höchste Zeit, auch in Huckarde den Anschluss an die nun schon 70 Jahre alte Turnbewegung zu finden. Man gab sich den Namen „Turnverein Eintracht“, und 20 Jahre lang sollte auch die Eintracht im Vereinsleben anhalten. 1905 aber spaltete sich die „Kaiserkrone“ ab. Streitpunkt war, ob man einem Turnverband angehören wollte oder nicht. 1934 ging man wieder zusammen unter dem Namen „Turnerbund Hansa 1885“, und 1972 stieß der „TuS Jahn 1928“ hinzu, der sich unter mehrfachen Namensänderungen aus einer Abspaltung von der alten „Kaiserkrone“ entwickelt hatte. Alle drei Abkömmlinge der „Eintracht“ von 1885 bilden nun seit 1972 den „Sportclub 1885 Huckarde-Rahm“.
Die Turnbewegung wollte von vornherein über das Geräteturnen hinaus die Entwicklung des Sports in alle Richtungen vorantreiben. In Huckarde begann man mit Geräteturnen und Leichtathletik. Das Turnen mußte in Wirtshaussälen stattfinden bis 1921 eine Turnhalle zur Verfügung stand. Ballspiele gehörten schon früh zum Turnbetrieb. Ab 1912 spielte man wettkampfmäßig Faustball und durch den Anschluss des Vereins „Westfalia“ auch Fußball. 1907 schon einmal erwogen, wurde 1917 schließlich das Frauenturnen aufgenommen. Die Entwicklung in die Breite ging weiter. 1919 bekamen die Turner ein eigenes Trommlercorps, und 1926 bildete sich aus den Reihen eine Handballabteilung, in der es ab 1946 auch Damenmannschaften gab.
Eine Gruppe von Turnern spaltete sich 1928 ab und nahm erfolgreich das Kunstradfahren auf. Sie erweiterte sich rasch zu einem dritten Turnverein in Huckarde, der auch Handball spielte. Nach dem Kriege war der Verein als „TuS Jahn 1928“ sehr erfolgreich mit seiner Kunstkraftsportgruppe (1952), seinem ausgezeichnet betreuten Kinderturnen im Jungferntal und ab 1968 mit seinem weithin bekannten Volkslaufveranstaltungen.
Das Ringen und Stemmen war schon ab 1931 einmal eine der Turnsparten im Verein gewesen. 1955 gründete sich aus dem TuS Jahn heraus der „Athletik-Sportverein 55 Huckarde“ (ASV), der ab 1975 für mehrere Jahre eine Ringerabteilung des SC 1885 Huckarde-Rahm bildete. Ein ehemals selbstständiger Tischtennisverein – TTC Rahm 65 – bildete ab 1972 für 15 Jahre die Tischtennisabteilung des Sportclubs.
Von Dauer war dagegen bis ins Jahr 2005 die Musikabteilung des Vereins geblieben. 1955 als Fanfarenzug gegründet, entwickelte sich 1964 / 65 daraus ein Blasorchester, das als vorzüglicher Klangkörper nicht nur in Huckarde bekannt und begehrt ist.
Seit 1976 wurde von den Turnern auch Volleyball gespielt. Eine feste Spielgruppe entstand 1977. Sie wuchs so schnell, dass man noch im gleichen Jahr eine eigene Abteilung gründete. Ab 1978 schickte man Damen- und Herrenmannschaften in den Wettkampf und schon 1980 veranstaltete man das erste eigene Turnier.
Aus der langen Vereinsgeschichte kann hier vieles nur angedeutet werden : in den alten Turnvereinen die Pflege und Geselligkeit z.B. durch künstlerisch anspruchsvolle Turnerbälle wie auch der Ausdruck der Zusammengehörigkeit durch Unterstützung der Mitglieder in Notfällen. Nach dem letzten Kriege der Neubeginn in Wirtshaussälen und Baracken, aber auch schon 1946 und 1947 Großveranstaltungen mit 4 000 Zuschauern und mit dem Auftreten der Deutschlandriege. Heute die riesigen Pfingstturniere der Handballer mit nahezu 200 Gastmannschaften dank monatelanger Vorarbeit der Organisatoren Jahr für Jahr.
Aber nicht nur Höhepunkte markieren die Vereinsgeschichte. Schon nach 5 Jahren kommt der Ursprungsverein fast zum Erliegen.
1909 feiert die „Kaiserkrone“ von 1905 ein Freudenfest, weil alle Turngeräte und die Fahne bezahlt sind, aber schon 1911 erwägt man die Auflösung des Vereins, weil kaum noch jemand an Turnstunden und Versammlungen teilnimmt. In Kriegsjahren musste der Sportbetrieb eingestellt werden, und der TuS Jahn war im Dritten Reich zwangsweise aufgelöst. Der Sportclub 1885 schließlich erwog 1984 ernsthaft, sich aufzulösen anstatt 1985 das große Jubiläum zu feiern. Erst ein grundlegender Umbau der Finanzverfassung brachte Gesamtverein und Einzelabteilungen wieder ins Gleichgewicht.
Die durchgeführten Massnahmen führten zu einer ständigen und schrittweisen Entwicklung auf dem sportlichen Sektor sowie bei der Mitgliederentwicklung. So erreichte man im Oktober 2003 mit 1144 Mitgliedern einen erfreulichen Höchststand, der aber in den letzten Jahren wieder leicht zurück ging. Die Zunahme der Arbeitslosigkeit, die flexibelen Arbeitszeiten und das veränderte Konsum- und Freizeitverhalten sowie die Einführung der offenen Ganztagsschule stellte neue große Anforderungen an Vorstand und Mitglieder, die es in den zukünftigen Jahren mit Erfolg zu bewältigen gilt.